Soll ich einen Handwerksbetrieb tatsächlich in der Krise gründen?

Soll ich einen Handwerksbetrieb tatsächlich in der Krise gründen?

Eine durchaus berechtigte, menschliche Frage. Du musst dich schließlich ernähren. Vermutlich auch deine Familie, die an dir dranhängt. Da trägst du Verantwortung. Wäre es da nicht besser, auf Nummer „sicher“ zu gehen?

Eines vorab: Nummer „sicher“ gibt es nach meiner Meinung nach nicht. Denn was bringt dir die Anstellung in einem Handwerksbetrieb, wenn der zumacht?

Auf wen kannst du wirklich zählen?

Bist du hingegen dein eigener Chef, hast du auch dein Glück selbst in der Hand. Wer versichert dir denn, dass dein Chef so innovativ, zukunftsgerichtet, flexibel und kreativ ist, um die Lösung für ein auftauchendes Problem zu finden?

Schau dir die ganze Corona-Geschichte an. Viele Unternehmer – nicht nur aus dem Handwerk – mussten schließen. Es gab aber auch welche, die standhalten und sich behaupten konnten. Deren Geschäft läuft weiterhin, weil sie vorausschauend reagierten. Da ging es um das rechtzeitige Melden bei Behörden, das Beantragen von Geldern, den Ausbau von aktuell funktionierenden Geschäftsfeldern in die Krise hinein. Wer da nicht schnell, fit und flexibel genug agierte, konnte einpacken.

Doch abgesehen davon, entwickelten sich während Corona auch einige wenige Geschäfte, die in der Krise wuchsen. Für mich steht fest: Es gibt immer einen Weg. Man muss ihn nur finden und dann auch gehen. Bevor ich mich von einem anderen Vorgesetzten oder Firmeninhaber abhängig machen will, habe ich doch lieber selbst das Ruder in der Hand.

Was für ein Typ bist du?

Diese Frage ist elementar für deine Entscheidung. Denn wenn du einfach vom Typ her kein Unternehmer bist, solltest du auch keiner werden.
Aber,

  • wenn du ein Macher und Freigeist bist,
  • keine Scheu vor zusätzlicher Arbeit hast,
  • Lust auf neue Aufgaben mitbringst,
  • auch die vielen positiven Aspekte eines eigenen Betriebs siehst
  • und du dich weiterentwickeln möchtest?

Dann kann ich dir die Gründung eines eigenen Handwerksbetriebs nur empfehlen.

Die Politik hat über lange Jahre das Handwerk in die Schattenecke gestellt

Die Handwerksausbildung hat nicht so viel Wert wie ein Studium. Diesen Bullshit habe ich viele Jahre unterschwellig heraushören müssen. Manch einer sagt das auch offen heraus. Gerade, wenn es sich um die Ausbildung des eigenen Sprösslings dreht. Dabei geht in meinen Augen nichts über eine fundierte, bodenständige handwerkliche Ausbildung (hierzu komme ich in einem späteren Blog-Artikel zu sprechen). Selbst, wenn du im Anschluss noch studierst, hast du ein gutes Grundgerüst, weißt, was Arbeit bedeutet und kannst auf deinem Wissen aus der Praxis aufbauen.

Das Handwerk wurde in die Ecke gedrängt und seine Bedeutsamkeit völlig unberechtigt abgewertet. Die Resultate sind viel zu wenige Handwerksbetriebe und zu viele Arbeiter aus Billiglohnländern, die dann leider auch nicht die entsprechende Qualität abliefern können. Der Kunde muss teilweise monatelang auf einen Termin beim Handwerker warten.

Gute Handwerksbetriebe sind gefragt wie nie zuvor

Nicht umsonst hat das deutsche Handwerk überall solch einen großartigen Ruf. Doch aus vorher benannten Gründen gibt’s halt nicht genügend. Klar kannst du diese Aussage nicht für alle Branchen verallgemeinern, aber es gilt leider für viele. Versuch mal einen Maler, Elektriker, Installateur, Kaminbauer, Gärtner oder Hausmeister zu kriegen. Je nach Region gestaltet sich die Suche als aussichtslos. Schaue dich doch mal in deiner Region um, wie die aktuelle Lage ist. Mein Elektriker z.B. braucht teilweise 4 Wochen, um mir einen Termin anzubieten. Vielleicht kennst Du das auch? Für mich ein klares Indiz, dass gutes Handwerk fehlt.

Jetzt die harten Fakten

Wenn du dich für die Gründung eines Handwerksbetriebs entschieden hast, kommen gewisse Formalitäten auf dich zu, die du beachten musst, um loslegen zu können.

Meisterbrief

Willst du dich als Handwerker selbstständig machen, benötigst du in vielen Branchen einen Meisterbrief. Dazu zählen folgende Beispiele :

Bäcker, Metzger, Maurer, Dachdecker, Zimmermann, Straßenbauer, Maler und Lackierer, Gerüstbauer, Schornsteinfeger, Optiker, Friseur, Zahntechniker, Orthopädietechniker und viele mehr.

Ohne Meisterbrief kommst du bspw. als Schneider, Goldschmied, Brauer, Schuhmacher, Buchbinder und Fotograf aus. Eine vollständige Liste findest du hier: https://www.gewerbeanmeldung.de/

Mitglied der Handwerkskammer werden

Mitglied der Handwerkskammer zu sein kann ich nur empfehlen, da es einige Vorteile mit sich bringt. Ohne die Handwerkskammer stünde jeder Betrieb für sich allein. Zusammengeschlossen ist die HWK die Interessenvertretung ihrer Mitglieder. Sie setzt sich ausschließlich für das Handwerk und dessen Belange ein: Sie fördert das Handwerk, macht auf Problemfelder aufmerksam, macht Wissen transparent, etabliert das Handwerk als Marke, schützt Qualitätsstandards, bietet Beratung, vertritt die Handwerksbetriebe bei politischen Interessen und ist unabhängig von anderen Gremien.

Förderungsmöglichkeiten

Ja, es ist nervig nach Fördermöglichkeiten zu suchen, trotzdem solltest du das dringend tun. Wenn du dich selbstständig meldest, wird dich kein Beamter fragen, ob du an diese oder jene Förderung gedacht hast. Die meisten machen einfach Dienst nach Vorschrift und dazu gehört keine Beratung. Du hast hier eine Holpflicht und solltest genau recherchieren, denn die Gelder sind nicht unerheblich. Da gibt es Unterstützung bei Gründung, Digitalisierung, individuelle Projektförderung, Technologieförderung, Innovation und viele weitere. Zu diesem Zweck kannst du dich auch bei Profis erkundigen, die sich mit den Förderungen auskennen und diese auch größtenteils vergeben. Das wären die KfW-Bank oder auch die Handwerkskammern. Auch habe ich eine Episode in meinem Podcast veröffentlicht, wo ich mit dem „Förderpapst“ Kai Schimmelfeder gesprochen habe. Die Episode findest Du z.B. hier auf Spotify

Businessplan

Selbst wenn du keinen Businessplan vorlegen musst, solltest du einen erstellen. Hier siehst du, wo du stehst, was du erreichen musst und wie sich deine finanzielle Lage entwickelt. Wenn du etwas Gespür für Zahlen hast, kannst du mithilfe einiger Tutorials deinen Businessplan selbst erstellen. Ansonsten nimm dir einen Experten mit ins Boot. Schließlich willst du auch vor der Gründung wissen, ob dein finanzielles Polster oder deine Anfangsinvestitionen ausreichen. Mit einem Businessplan wird dein ganzes Vorhaben griffiger und überschaubarer. Außerdem fühlst du dich sicherer und agierst nicht ins Blaue hinein.

Versicherungen

Ein ebenfalls wichtiges Thema sind die Versicherungen, die du brauchst. Hier gibt es zwingend Notwendige und einige, die am Anfang vielleicht noch nicht so wichtig sind. Hole dir einen unabhängigen Versicherungsmakler an Bord. Unabhängig heißt, dass er nicht zu einer speziellen Versicherungsagentur gehört und nur deren Produkte verkauft. Durch seine Ungebundenheit kann er die für dich am besten passenden und günstigsten Versicherungen raussuchen. Bist du dir unsicher, holst du dir eben noch eine zweite Meinung. Versicherungsmakler berechnen dir keinen Stundenlohn, sondern erhalten ihre Prämien von den Versicherungen bei Abschluss. Auf dich kommen keine zusätzlichen Kosten zu.

Quintessenz

Entscheide, was du vom Leben willst und was du erwartest. Und bedenke, dass auch jede Krise Chancen beinhaltet. Bist du bereit Risiken einzugehen, Verantwortung zu übernehmen, selbstständig zu sein? Tu es. Suche dir Gleichgesinnte, mit denen du dich austauschen kannst, die ähnliche Themen haben und dich unterstützen. Die findest du zum Beispiel bei meinem digitalen Handwerkerstammtisch, der zweimal monatlich stattfindet. Wenn du ansonsten Beratung und Unterstützung benötigst, kontaktiere mich gerne persönlich. Ich bin selbst Handwerker und führe einen Betrieb. Mein innerer Antrieb ist es, das Handwerk zu fördern und ihm die Bedeutung zurückzugeben, die es verdient. Zähle auf mein Wissen, meine Erfahrung und mein Können. Einen unverbindlichen Termin für ein Erstgespräch kannst du hier vereinbaren.

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